I Do Not Know What It Is I Am Like, 1986

NTSC, Ton, Farbe


Alles beginnt eines Tages in den undifferenzierten Gewässern, in denen die organischen Elemente lebendig werden, in denen sich die Welt badet, sich betrachtet und untergeht.
Dieses Video veranschaulicht die unaufhörlichen Überlegungen Bill Violas über die Wahrnehmung des Reellen, das aus einzelnen Zeitabschnitten, Legenden und archaischen Mythen besteht, die in allen Landschaften oder Gesichtern, die wir betrachten, vorhanden sind. Und in dem, was wir betrachten, werden wir ohne Unterlaß widergespiegelt. So sucht Bill Viola in diesem autobiographischen Kunstwerk sein Bild über endlos weite Landschaften, von den Vereinigten Staaten bis nach Japan und nach Indien, über Riten, alte Schriften (er entlehnt den Titel dem Rig Veda), im leeren Auge eines abgezehrten Tieres, eines Fisches, über den Schimmer des glänzenden Auges einer Schleiereule, wie ein dunkler Spiegel, in dem nach und nach der sich selbst filmende Künstler zu erkennen ist. "Ich weiß nicht, wer ich bin" sagt der Künstler in der Unermeßlichkeit der Darstellung. Ein leuchtender Punkt in der Nacht, ein unvergänglicher Felsen, ein Tier auf der Lauer, ein Hauch von Licht, eine einfache Spiegelung im Wasser? Bill Viola spielt mit der Zeit und mit dem Raum, zeigt über lange unbewegte Einstellungen eine bereits vergangene Gegenwart in ständiger Metamorphose. Er fügt seine Bilder jenseits einer einfachen Darstellung vorher und nachher in eine kreisförmige, sich erweiternde Bewegung ein. Man findet dort Fetzen seiner vorhergehenden Kunstwerke (Anthem, Hatsu Yume), eine Stadt am Abend, durch welche der helle Schein des Lichts wandert, Baumstümpfe, wie menschliche Glieder, Tiere, die sich in der Nacht zerfleischen, ein Elefant, der auf dem Boden eines Glases badet, die Seele einer Landschaft, ein klopfendes Herz, ein fliegender Fisch, der in sich die unendliche Zeit der Schöpfung, der Materialisierung eines weisen Traums trägt.

Stéphanie Moisdon