Kinetische Kunst (Op Art)
Der Beginn der eigentlichen kinetischen Kunst geht auf die zwanziger Jahre zurück und wurde im wesentlichen mit den Konstruktivisten - Gabo verwendet den Ausdruck "kinetisch" zum erstenmal in Bezug auf die Kunst - und den "Mobiles" von Alexander Calder aus den dreißiger Jahren eingeführt. 1953/1954 lebt die kinetische Kunst erneut auf. Die Kinetik ist in mehrere Untergruppen zu unterteilen: Maschinen und Mobiles, d.h. aus Licht und Bewegung bestehende luminokinetische Gebilde, und im weiteren Sinne Kunstwerke aus den optischen Kunstrichtungen (Op Art). Gegen 1950 tauchen die ersten Maschinen mit mechanischem Antrieb auf. Nicolas Schöffer bezieht die Entdeckungen der Elektronik und Kybernetik in seine polysensoriellen Konstruktionen ein (1961, Raumdynamischer Turm). Die poetische Maschinerie setzt sich mit den heteroklitischen Kunstwerken von Tinguely und der langsamen Kunst von Pol Bury durch. Die Ausstellung "Le Mouvement" in der Galerie Denise René in Paris im Jahre 1955, und 1961 "Bewogen Beweging" im Stedelijk Museum in Amsterdam tragen zur Anerkennung der kinetischen Kunst bei. Die Lichkinetik wird gegen 1950 wieder aktuell, vor allem mit den beweglichen Bildern von F.J. Malina. Nicolas Schöffer errichtet Wände aus Licht, Prismen und Videoschaltkreise. Gyula Kocuiise, Martial Raysse und Piotr Kowalski benutzen für ihre Kunst Neonlicht. Durch Ausstellungen wie "Kunst-Licht-Kunst" im Stedelijk Van Abbemuseum in Eindhoven 1966, oder "Lumière et Mouvement" im Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris 1967 wurde die Strömung der kinetischen Kunst bekannt. Die Kunstwerke von François Morellet, Julio Le Parc und Yaacov Agam zeigten die Kunst, das Licht mit der Umwelt zu verbinden. 1965 werden im Museum of Modern Art in New York auf der Ausstellung "The Responsive Eye" die wichtigsten Künstler der sogenannten "Optical art" bzw. "Op Art" vorgestellt, einer Kunst, bei der die Bewegung immer herbeigeführt wird, immer virtuell und niemals reell ist. Diese physiologisch-optische Richtung ist mit den Ansätzen in der Malerei zu Beginn des Jahrhunderts zu vergleichen. Zu den bekanntesten Künstlern gehören: Victor Vasarely, Jésus-Raphaël Soto, Yaacov Agam, Carlos Cruz-Diez, Nicolas Schöffer und die Gruppe GRAV (Groupe de Recherche d'Art Visuel, 1960-68).
Bibliographie: Franck Popper, Naissance de l 'art cinétique, Paris, Gauthier-Villars, 1970.

Körperkunst (Body Art)
Die Körperkunst leitete sich aus dem Happening ab, ist jedoch im Gegensatz dazu eine einmalige Handlung, die nicht wiederholt werden kann. Meistens sind Foto und Video das einzige, was von der Aktion bleibt und werden selbst zum Kunstwerk. Zu den Hauptvertretern der Körperkunst gehören die Amerikaner Vito Acconci und Denis Oppenheim, die Italienerin Gina Pane, der Franzose Michel Journiac und der Schweizer Urs Lüthi. Grundlage der Body Art ist die Dichtung. Vito Acconci geht von den Worten einer Seite zu Worten auf einem Körper über. Michel Journiac zeigt 1968 "Le Sang nu", wo er den Körper zur Sprache der Schöpfung machen möchte. Für Vito Acconci und Gina Pane ist die körperliche Handlung an eine psychologische Vorbereitung anhand von Notizen und Skizzen gekoppelt. Die Aktion ist beendet, wenn die Akteure der Meinung sind, eine Situation geändert zu haben. Wesentliches Merkmal der Body Art ist, den Zuschauer anzugreifen. Die Ästhetik des Kunstwerks wird dadurch bestimmt, inwieweit die Denkgewohnheiten des Zuschauers durcheinandergebracht werden und er aus seinem passiven Verhalten herausgelockt wird. Körperliche Anstrengung, Risiko, Schmerz oder auch Pose und Verkleidung sind wesentliche Elemente der Körperkunst. Die Österreicher Hermann Nitsch, Günter Brus, Rudolf Schwarzkogler und Otto Muehl nehmen mit ihren brutalen Aktionen, die eine Kombination aus Happening und Körperkunst sind, eine wichtige Stellung ein, weil darin alle Verhaltensweisen zum Tragen kommen, die von der Gesellschaft verschleiert werden und sie damit den Zuschauer zwingen, sich selbst in Frage zustellen.Eine Reihe von Künstlern, darunter Bruce Nauman, Joan Jonas, Lucas Samaras, Therry Fox, Chris Burden und Gilbert & George werden ihren Körper zum bevorzugten Terrain ihrer Kunst machen. 1975 findet in Paris in der Galerie Stadler die erste große Body Art-Ausstellung statt. Dort wird das erste Manifest über Körperkunst veröffentlicht.
Bibliographie: François Pluchart, L'Art corporel, Paris, Limage 2/Alain Avila, 1983.