Geboren 1973 in (Vereinigte Staaten)
Lebt und arbeitet in (Vereinigte Staaten )
Biographie
Bibliographie
Liste expositions

Biographie


Sadie Benning ist eine Videofilmregisseurin, die im Alter von 15 Jahren ihre ersten Filme gedreht hat, und zwar mit einer Kamera PXL-2000 von Fisher-Price, einem Kinderspielzeug. Mit 19 ist sie berühmt, die Washington Post gewährt ihr ein Interview, ihre Film werden in allen amerikanischen und europïschen Videofestivals gezeigt. Zwischen 1989 und 1992 dreht Sadie Benning neun Videofilme, und zwar immer noch mit ihrer Fisher-Price-Kamera. Diese Kamera war ein kaufmännischer Flop und ist vom Hersteller nach einigen Jahren des Mißerfolgs aus dem Verkehr gezogen worden; sie ist jedoch in der Zwischenzeit zur Kultkamera in den Kreisen des amerikanischen Videofilms geworden. Die technischen Besonderheiten dieser Kamera zeichnen sich durch ein extrem grobkörniges Schwarzweißbild aus (dieser Effekt wurde Pixelvision genannt), welches von einer Art schwarzen Rahmen umrandet ist, der die Bildfläche auf dem Bildschirm verkleinert. Für Sadie Benning, die sie als Geburtstagsgeschenk von ihrem Vater (dem Filmregisseur James Benning) erhalten hat, wird diese Kamera zu einem wahrhaften Markenzeichen werden. Praktisch ohne aus ihrem Zimmer herauszugehen, dreht sie Filme, die die Form eines Tagebuches annehmen, das Bilder, gelesenen Texte und geschriebene Texte vereint. A New Year (1989), ihr erster Film, ist ein vierminütiger Dokumentarfilm über die Gefühle einer Jugendlichen, die ihre Homosexualität entdeckt. Sadie Benning unterhält eine extrem intime Beziehung zu ihrer Kamera; sie führt sie in unglaublichen Großaufnahmen auf ihrem Körper und vor allem auf ihrem Gesicht herum, ohne den Sucher verwenden zu müssen, um zu wissen, wie das Bild aussehen wird. Die Stärke der Filme von Sadie Benning besteht darin, daß sie die Wandlungen, die im Körper, in der Psychologie, im Gefühlsleben und im Sexualleben einer jungen Lesbe erfolgen, zu sehen und zu hören geben. Me and Rubyfruit (1989) ist ein Film, in dem die Problematik der lesbischen Erotik deutlich wird. Die darauffolgenden Filme, If Every Girl Had a Diary (1990), Jollies (1990), A Place Called Lovely (1991) It Wasn't Love (1992) und Gril Power (1992) weisen nach wie vor die Frische der ersten Film auf, aber Sadie Benning wird sich darin immer mehr über ihre stilistischen Besonderheiten bewußt, was bis zur Entwicklung einer gewissen Ironie geht. Der Schnitt, unter anderem derjenige der Tonspur, weist eine Komplexität auf; die die Brutalität der Bilder zu verbergen versucht. Im Jahre 1994 filmt sie German Song, teilweise mit einer normalen Kamera und teilweise in Super 8, ohne die Blicke auf sich zu lenken, wobei sie jedoch den erzählenden Leitfaden der Einführung ins Leben eines jungen Mädchens, das Stadtbilder durchquert, beibehält. Mehrere Elemente iniesem Film erinnern an die vorhergehenden Filme, wie zum Beispiel das flüchtige Bild in Pixelvision von Sadie Benning, die ein anderes Mädchen küßt, flüchtig gesehen auf einem Monitor in einer kurzen Aufnahme in der Mitte des Films. The Judy Spots (1995) und Flat is Beautiful (1998) waren die nächsten Filme, wobei diese zwei Filme auch teilweise mit einer Super-8-Kamera und mit einer Videokamera gedreht worden sind. Sadie Benning hat ihre Arbeit begonnen und ist berühmt geworden als sie noch sehr jung und eine absoluter Autodidaktin war. In der Mitte der 90er Jahre hat sie eine künstlerische Ausbildung in New York angefangen, wo sie 1997 einen Master of Fine Arts in der Milton Avery School of the Arts des Bard-College erhalten hat. Ihre Filme werden seit Anfang der 90er Jahre in allen Museen, Institutionen und Festivals Amerikas und Europas gezeigt. Ihr Werk ist nicht nur durch die Homosexuellengemeinschaft anerkannt, sondern es fügt sich passend in die postfeministische Bewegung der 90er Jahre ein. Wie viele andere homosexuelle Künstler oder solche die zu Minderheiten gehören, führt Sadie Benning wie die meisten amerikanischen Künstlerinnen der 90er Jahre eine Art Rückkehr zu den ästhetischen Stellungnahmen der aktiven Feministen der 70er Jahre; die Bedeutung, die der persönlichen Erfahrung gewährt wird, die Einbeziehung des Körpers, die Ablehnung des Formalismus und der Abstraktion, die Anwendung einer direkten Redeweise stellen Merkmale dar, die sowohl das Werk von Sadie Benning als auch dasjenige von Kiki Smith, Renee Green, Nan Goldin oder von vielen andern kennzeichnen können. Der Vergleich mit den 70er Jahren hat seine Grenzen, unter anderem was das politische Engagement und der Glaube an Utopien betrifft; jedoch stellt das Wiederaufkommen in den angrenzenden Bereichen der Kunst (Video, Photo, Multimedia) einer persönlichen, erzählenden, psychologischen und weiblichen Kunst eine klar erwiesene und viel diskutierte Tatsache in den USA dar. Sadie Benning ist ein Teil dieser Bewegung, mit der Frische und der Energie eines jungen Mädchens, das sich in seiner Haut unwohl wühlt. Sie drückt sich diesbezüglich mit einer großen Klarheit aus; sie erklärte im Jahre 1995 einem Journalisten: "Ich bin jung, ich bin homosexuell... ich bin alles, was derzeit in der Welt der Kunst hot ist." (LLH)