Geboren 1951 in (Vereinigte Staaten). Died in 2024
Biographie
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Biographie

1969 beginnt Bill Viola seine Tätigkeit im Fachbereich Kunst der Syracuse University in New York an. Ab 1970 arbeitet er im Rahmen der Aktivitäten der Syracuse-Studentenvereinigung, mit Videobändern. Im darauffolgenden Jahr trifft er im Fachbereich für Experimentalstudios Professor Jack Nelson, der sowohl seine Arbeit als auch die einer ganzen Generation experimenteller Künstler stark beeinflussen würde. In dieser Zeit wird Bill Viola Mitglied der Videogruppe Synapse der Universität von Syracuse, wo er ein TV-Kabelsystem installiert und Erfahrungen als Toningenieur sammelt. Anschließend wird er technischer Assistent in der Videoabteilung im Everson Museum von Syracuse und arbeitet mit dem Konservator David Ross zusammen.
1972 dreht er sein erstes Videoband, Wild Horses, und arbeitet als Ausstellungsassistent von Nam June Paik und Peter Campus. 1973 erhält er das BFA-Diplom der Experimentalstudios des Colleges für visuelle Kunst und Schauspiel der Syracuse University. Im gleichen Jahr bekommt er durch seine Mitarbeit beim Sommerworkshop für Neue Musik in Chocorua (New Hampshire) die Möglichkeit, mit dem Komponisten David Tudor Musik zu studieren. Er wird sein Mitarbeiter in der Komponistengruppe Composers Inside Electronic. Mit dieser Gruppe dreht er mehrere Ton-Performances in der ganzen Welt 1.
1972 stellt Bill Viola seine Kunstwerke zum erstenmal in den Vereinigten Staaten aus (Instant Replay). Zwei Jahre später stellt er in Europa auf der Ausstellung Impact Artevideo im Museum für dekorative Kunst von Lausanne (Schweiz) die Videoinstallation Trapped Moments vor.
Von 1974 bis 1976 ist Bill Viola technischer Produktionsleiter im Art/Tapes/22 Video-Studio von Florenz (Italien), wodurch er Gelegenheit hat, mit europäischen und amerikanischen Künstlern zu arbeiten, wie z.B. mit Giulio Paolini, Janis Kounellis, Mario Merz, Vito Acconci, Joan Jonas und Terry Fox. Er lernt den Toningenieur Bob Bielecki kennen, mit dem er bei einem Tonaufnahmeprojekt unter Wasser zusammenarbeitet. 1977 wird er Leiter für Kulturelles an der Universität von Trobe in Melbourne (Australien).
Bill Viola interessiert sich stark für die östlichen Philosophen und die kulturelle Vielfalt, die er auf seinen Reisen durch die ganze Welt entdeckt hat. Die Bilder, die er auf seinen Reisen dreht, verwendet er in seinen Videobändern. 1976 reist er auf die Salomonischen Inseln (Südpazifik), um traditionelle Musik und Tänze aufzunehmen. 1977 studiert er in Java (Indonesien) mit der amerikanischen Ethnomusikwissenschaftler Alex Dea die einheimische traditionelle Schauspielkunst. 1979 nimmt er den Winterweiden in Kanada auf. Anschließend begibt er sich nach Tunesien, um die Fata Morganas der Sahara zu filmen - Bilder, die er im Video Chott el-Djerid wiederverwenden wird. 1980 lebt er dank eines Stipendiums der Japan / U.S. Friendship Commission acht Monate lang in Japan, um dort die traditionelle japanische Kultur und die neuen Videotechniken zu studieren. Er ist Schüler des Malers und Meisters zen Tanaka Daien. In Ladakh im Himalaya beobachtet er 1982 die religiösen Rituale und Künste in den buddhistischen Klostern. Auf den Fidschi-Inseln filmt er 1984 die hinduistische Zeremonie des 'Firewalk'. 1987 reist er fünf Monate lang im amerikanischen Südwesten umher, um dort die Archäologie der Ureinwohner zu studieren und Wüstenlandschaften zu filmen. 1992 stellt Bill Viola einige Videoinstallationen (Threshold, Heaven and Earth, Nantes Triptych, etc.) her, in denen er über das Thema "Landschaft" Überlegungen zur Stellung und zum Schicksal des Menschen, die Geburt und den Tod anstellt. Seine Installationen sind so konzipiert, daß das Kunstwerk vom Betrachter als eine gelebte Erfahrung wahrgenommen wird. Bill Viola lebte als "artist-in-residence" im WNET/Thirteen Television Laboratory in New York (1976-1980), bei der Sony Corporation's Atsugi Research Laboratories in Japan (1981), im Memorial Centre Medical von Long Beach (1983) und im Zoo von San Diego (1984).
Eine erste Retrospektive über sein Schaffen wurde 1982 in den Vereinigten Staaten vom Whitney Museum in New York, und in Europa im Jahre 1983 vom Museum für moderne Kunst in Paris organisiert. Seine Kunstwerke sind in den Kunstsammlungen der größten Museen zu sehen (das Museum of Modern Art und das Guggenheim Museum in New York, im Centre Georges Pompidou in Paris, in der Tate Gallery in London usw.).
Bill Viola erhielt 1985 das "Guggenheim-Stipendium" und 1987 vom American Film Institute den Preis "Maya Deren Award". Er wurde außerdem in Deutschland im Jahre 1993 vom Zentrum für Kunst und Medientechnologie und vom Siemens Kulturprogramm mit dem "Medienkunstpreis" ausgezeichnet. 1995 und 1997 verlieh man ihm sowohl an der Universität von Syracuse als auch am Institute of Art in Chicago den Ehrentitel als Doktor der bildenden Kunst.
Während seiner gesamten Laufbahn gelang es Bill Viola, in seine Erforschung der Wahrnehmung des menschlichen Auges raffinierte Techniken einzubeziehen. Auch der Ton spielt bei ihm einem große Rolle: "Ich war immer der Ansicht, daß der Ton viel mehr Informationen über den Raum enthält, als das Bild." 2 Bill Viola gehört zu jenen Künstlern, die seit Ende der Siebziger Jahre die Entwicklung des Videofilms als Kunst am stärksten beeinflußten.

Nayara Gil Condé

1 In den Vereinigten Staaten: Everson Museum of Art, Syracuse (1974), Los Angeles County Museum of Art (1975), Walker Arts Center, Minneapolis (1976), Institute of Contemporary Art, Philadelphie (1979); in Frankreich: Festival d'Automne, Paris (1976 und 1977); in Japan: Tokyo International Video Art Exhibition (1978), Fog Sculpture - A Fog, Sound and Light Festival, Kawaji Onsen (1980) ; in Deutschland: Berliner Filmfestival (1980).
2 Äußerungen von Bill Viola bei einem Gespräch, das in Libération, Paris, am 25. März 1983 veröffentlicht wurde.