Geboren 1966 in La Tronche ()
Lebt und arbeitet in Grenoble (Frankreich ) (Island ) und in Grenoble
Biographie
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Biographie

Serge Comte erhält 1995 an der Kunsthochschule von Grenoble sein Diplom.

Kurz darauf bekommt er ein Stipendium und geht damit nach Phoenix in den Vereinigten Staaten, nach Kobe in Japan und nach Island. In Island lebt er mehrere Monate alleine in einem Leuchtturm. In dieser Zeit entdeckt er den Computer und die Diskussionsforen, die sogenannten "chats", und beginnt, damit zu experimentieren.

Serge Comte arbeitet mit unterschiedlichen, oft ausgefallenen Informationsträgern. Mit seinen Videos macht er sich auf den Festivals in Europa schnell einen Namen. Er dreht eine Reihe von Kurzvideos mit einer Person. Diese in Nahaufnahme gefilmte Person schüttet vor der Kamera ihr Herz aus, so z.B. 1993 in Orange sanguine. Bei seiner Videoproduktion lässt er sich von der für die Neunzigerjahre so charakteristische Welt der Intimität und des Alltags anregen. Er kreiert eine Reihe von Gestalten, imaginären Abwandlungen seiner selbst in einem autonomen Leben: den "düsteren und geheimnisvollen" Philippe Dorain, Co-Regisseur seiner ersten Videobänder, wie z.B. Loup-Loup und den rätselhaften Stéfan Morvant, der bei einer Ausstellung auf der APAC 1 in Nevers 1996 auftaucht. Serge Comte arbeitet mit Verkleidung und Anonymität. Der Rückgriff auf das Selbstfilmen ist für ihn eine sanfte Auflösung seines Narzismus in der Fiktion.

Er fällt durch seine Post-its auf, mit denen er "neu positionierbare Tapeten" herstellt, d.h. eine große Anzahl an Post-its, die mit Bildern bedruckt sind, und auf eine Wand oder in eine Ecke geklebt wurden. Diese Art von Papier symbolisiert für ihn Materialwirtschaft. Es hat etwas extrem Leichtes, das bestimmte Handlungen bei Ausstellungen, z.B. Transport und Aufhängen, vereinfacht: "Das Post-it ist wie ein Blütenblatt, es blüht, verwelkt und fällt ab." 2

Serge Comte stellt mit Gesichtermorphing eine Porträtserie her, die er "superbbastards" und "délicieuses pucelles" [zarte Jungfrauen] nennt. Er stellt die Bilder paarweise nach Typ geordnet zusammen und kreiert eine Sammlung unwahrscheinlicher, phantasievoller Gestalten.

1997 produziert er die CD iwannabeyourfavoritebee, eine Reihe von Kitschliedern, bei denen er auf Basisinstrumente, wie den Sampler oder die Tastatur zurückgreift, ohne Anspruch auf besondere instrumentale Kenntnisse zu erheben. Die als "low-tech" qualifizierte Methode, Werke ohne spezielles technologisches Wissen kreieren, ist einer Generation von Künstlern aus den Neunzigerjahren gemein, die sich von zu starken technischen Zwängen lösen möchte.

Seine Schaffenswelt ist die des "safe at home", die einen besonderen Zustand beschreibt. Man ist allein bei sich zu Hause, der Fernseher läuft, man schaut nicht hin, der Fernseher ist einfach eine Quelle der Wärme und des Lichts. Ein Schnulze wird aufgelegt. "safe at home" ist die häusliche Geborgenheit, die vor der Welt schützt. Sie macht es möglich, sich selbst ein kleines Fest zu bereiten, ganz alleine, als sei es eine Vorbedingung für die Herstellung seiner Werke.

Diese kleine Zeremonie, die auf die Person von Serge Comte beschränkt ist, zielt darauf ab, alltägliche harmlose Handlung in einen magischen, faszinierenden Ritus zu verwandeln. Der Künstler baut ein autarkes System um sich herum auf, ein System zwischen Cocooning und Minimalismus, zwischen dem Bedürfnis, sich am wärmenden Heim zu schützen und so wenig Mittel wie möglich zu verwenden.

Bei Serge Comte gibt es keine Botschaften oder Forderungen: bei ihm ist alles Glimmer und Symbol von Leichtigkeit und Oberflächlichkeit. Die Ästhetik der kleinen Dinge und des Minimalsten beschreibt Serge Comte als letzte Form des Aufbäumens gegen die Spitzentechnologie, den Massenkonsum und die Macht der Marketingbilder.

Laetitia Rouiller

1 Vereinigung für zeitgenössische Kunst
2 Serge Comte, in Purple Prose, Paris, Ausgabe 9, 1995, Seite 152.