Face Off, 1972

PAL, Ton, schwarzweiss


In Face Off zeigt sich der Künstler in einer Reaktivphase seines Schaffens. Vito Acconci legt ein Tonband in ein Tonbandgerät und schaltet das Gerät ein. Dann beugt er sich nach vorne und legt seinen Kopf auf den Tisch vor das Gerät. Sein Gesicht ist zum Gerät hin gedreht. Manchmal sehen wir nur noch seinen Schädel. Das Verhalten des Künstlers zeigt ein affektives Register und eine gewisse Verschlossenheit. Auf dem Tonband ist die aufgenommene Stimme Vito Acconcis zu hören, der sich über das Verhältnis zwischen seiner Arbeit und dem, was er erlebt hat, äußert. Ab und zu unterbricht er seine Worte durch das Herausschreien verneinender Sätze : "No, no, no, don't tell this, don't reveal this [...]"1. In seiner Stimme schwingen Emotionen, wie z.B. Wut mit, die die aufgenommenen Worte überdecken bzw. zensieren.
Face Off
ist ein Video, das im Atelier gedreht wurde. Es zeigt das intime Verhältnis des Künstlers zu seinem Schaffen, ein Verhältnis, von dem der Zuschauer normalerweise ausgeschlossen ist. Das Tonband ist ein Medium, das auch in anderen Werken Vito Acconcis verwendet wird. Es hat unter anderem die Funktion, die Verbindung zum Zuschauer herzustellen, indem es ihn reagieren läßt. Hier verwendet es der Künstler in einer abgeschlossenen Welt. Durch seine negativen Reaktionen stellt er eine vergangene Episode des Dialogs mit seiner Arbeit ins Abseits und verwirft seine vorherigen Absichten und Antworten. In Home Movies (1973) beschäftigt sich Vito Acconci mit dem gleichen Thema, zeigt jedoch nicht wie hier den psychologischen Aspekt, sondern nimmt in einem Beziehungsgefüge zwischen dem Künstler selbst, seiner Lebensgefährtin und dem Zuschauer (oder der Welt der Kunst) Bezug auf sein Schaffen.

Thérèse Beyler

1 "Nein, nein, nein, sag das nicht, verrate das nicht [...]"