Rubbings, 1970
PAL, stumm, Farbe (ursprünglicher Film: Super-8)
Rubbings stellt durch eine Metapher die Einbeziehung einer außenstehenden Realität in die eigene Person dar. Vito Acconci ist nackt und liegt auf dem Rücken. Die Einstellung schneidet seinen Kopf in Höhe der Nase ab. Er reibt mit der rechten Hand seitlich am Bauch. Diese Bewegung veranlaßt den Zuschauer dazu, sich auf den Umfang seines Körpers zu konzentrieren. Seine rechte Hand verschwindet einen Augenblick vom Bildschirm und fängt dann wieder mit der reibenden Bewegung an. Er hebt seine sich bewegende Hand leicht nach oben und läßt uns einen Stadtparasiten sehen, den es in New York sehr häufig gibt, eine Küchenschabe nämlich, die er im Laufe dieser Kneterei zerquetscht. Nach und nach erscheinen mehrere dieser Insekten auf seinem Körper, lebend oder regungslos, doch immer dem Künstler ausgeliefert.
Dieser verfolgt weiterhin die Absicht, die Küchenschaben mit seinem eigenen Körper zu vermengen, und besteht danach auf dem Prozeß des Verschlingens und Verdauens dieser Tiere durch eine metaphorische Großaufnahme seines Magens. Wie anders sollte man ihn verstehen, wenn nicht durch das, was nicht zu sehen ist: die Demonstration der Gedanken des Künstlers nach einer Handlung an sich selbst. Vito Acconci exponiert diesen Prozeß, der teils körperlicher teils geistiger Art ist. Die durchgeführte Handlung und das von außen kommende Objekt, das einbezogen wird, hinterläßt seine Spuren am Körper und im Geist des Künstlers, der diese analysiert oder sie seinerseits in ihren verschiedensten Bedeutungen hin- und herknetet.
Die Bewegung des Reibens tauchte auch in einem einige Monate vor Rubbings gedrehten Video, namens Rubbing Piece auf (Mai 1970). Bei einem Treffen der darstellenden Künstler in einem Restaurant setzt sich Vito Acconci an einen Tisch und reibt sich eine Stunde lang mit einer Hand den Unterarm. Eine Art, an diesem öffentlichen Ort andere fern zu halten und seinen Platz zu kennzeichnen, seinen Körper zum Objekt zu machen und Leiden, das durch die Ausbildung des eigenen Ich zustande kam, zum Ausdruck zu bringen.
Vito Acconci lenkt somit das Bewußtsein auf die Kontextualität und die Grenzen zischen den Individuen, und auf das, was sich durch eine Handlung, eine Interaktion oder eine Beziehung in einem selbst ändert.
Thérèse Beyler