Disturbance (among the jars), 1988

7 Monitore, 7 Videodiscs, PAL, Farbe, 1 Tonband, 1 Synchroniser, 7 Holzstühle


In einem völlig weißen Raum (Wände, Boden, Licht) sind sieben aufgelöste Video-Monitoren aufgestellt.
Sie sind folgendermaßen angeordnet: zwei Monitoren, ganz links, erinnern an die Seiten eines Buches, aber auch an die Antagonismen männlich/weiblich und innen/außen; vier Monitoren, in der Mitte, bilden ein Ganzes und repräsentieren die Kontinuierlichkeit und die Linie des Textes; der siebte, einzelne Monitor rechts ist gewissermaßen der Punkt, der Schlußpunkt.
Die Bilder (Landschaften, Naturelemente wie Wasser, Gestein, Felsen; Tiere, wie die Schlange; laufende Figuren, die Texte vortragen) laufen von links nach rechts, von einem Monitor zum anderen. Die geschriebenen Texte überlagern sich sowohl mit den gesprochenen Texten wie auch mit den Bildern. Sie werden, in der Reihenfolge ihrer Erscheinung, von Jacques Derrida, Anne Angelini, Myriam Tadesse, Jacqueline Cahen, Joseph Gugliemi, Bernard Heidsieck, Claude Royet-Journoud, Pierre Joris, Irène Pool, Georges Quasha und François Jacqueson vorgetragen.
Bilder, die auf das Land der Katharen, das Land der Gnostiker gedreht wurden, versetzen uns gleich in die Texte, die Gary Hill uns hier entdecken lassen möchte: die 1945 in einem Krug in Nag Hammadi in Ägypten entdeckten gnostischen Schriften störten (" Perturbance ") gewisse von den Christlichen gerühmte Begriffe. Der Künstler interessiert sich in der Gnose für die Idee, daß der Mensch das Wissen durch eine auf Dualität beruhende introspektive Forschung erhält: Überschneidung mit der Materie und spirituelles Forschen. Ein Eintauchen in die Physikalität des Universums, wie in die Materialität des gesprochenen und geschriebenen Textes, ermöglicht dem Menschen, den Verb zu verkörpern. Der Prozeß der Fragmentierung des Bildes, der Körper, der Natur, und die Zerlegung der Sprache, sowohl des Verbs als auch des Textes, konfrontiert den Zuschauer mit einem vielfachen Netz aus beschriebenen Bildern, geschriebenen Stimmen, gelesenen Texten, gezeichneten Wörtern, um selbst in vollem dynamischem Bewußtsein eine Wahrheit in Bewegung zu rekonstruieren.
Der Doppelsinn beruht auf der Tatsache, daß der Künstler den Text auflöst, aber das Bild konstruiert. Und aus dem Zufall, aus dem Chaos, aus dem Desaster entstehen neue Strukturen. So entsteht das Bild aus einer gegennatürlichen Verbindung zwischen Hören/Sagen und Schreiben. Das Wort ergibt sich aus einer Fusion zwischen seiner Materialität und seinem Sinn.
Der Sinn ist auf jeden Fall das vom Künstler angestrebte Ziel.


Christine Van Assche