Mouth Piece, 1978
NTSC, Ton, Farbe
In Mouthpiece wird durch die fiktive Wechselwirkung zwischen dem Körper des Künstlers und dem Bild mit Humor eine Videoperformance simuliert. Eine in Schwarz/Weiß aufgezeichnete Handlung überdeckt eine sich wiederholende Zeichnung. Die Simulierung der Handlung wird durch die Transparenz und den realistischen Effekt der Aufzeichnung in Echtzeit erzeugt.
Die Fiktion beruht auf dem ins Lächerliche gezogenen Schema des Phantasmas. Eine Reihe identischer Münder, - wulstig und rot -, laufen hintereinander vorbei. Der aufgezeichnete Mund des Künstler scheint im Hintergrund durch und küsst diese Bilder. Die Münder ziehen immer schneller vorbei, so dass es immer schwieriger, ja gar unmöglich wird, die Formen zu küssen. Die Reaktion des Künstlers besteht darin, seine Lippen zum Erzittern zu bringen, indem er den Ton "brbrbr" erzeugt, und zwar so intensiv, das sich die Zeichnungen schnell wieder entfernen und durcheinandergeraten, als ob die Klangwellen die Materie des Bilds erreichen würden. In diesem spielerischen Chaos streckt der Künstler seine Zunge heraus und drückt sein Ekel durch ein lautmalendes Wort mit Humor aus. Dann erscheinen diese Sequenzen ein zweites Mal. Die drei Phasen simulieren in Echtzeit die Wechselwirkung zwischen zwei Bildebenen und zwischen Ton und Bild.
Der Mund ist in unterschiedlichen Kommunikationsansätzen ein wiederkehrendes Thema in den Videos der siebziger Jahre: Gary Hill, zerlegt in Primary (1978) die Bewegungen eines Mundes, der die Worte "blue, red, green" artikuliert. Bruce Nauman, spielt in Lyp Sync (1969) durch die Wiederholung des Titels mit der Synchronisierung des Bildes der Lippen und der zu hörenden Stimme. In Open Book (1974) fordert Vito Acconci den Zuschauer auf, in seinen weit geöffneten Mund hineinzugehen.