Der Lauf Der Dinge (Le cours des choses), 1986 - 1987
PAL, Ton, Farbe
Mit "Der Lauf der Dinge" wird der Lauf der Dinge auf der Ebene der materiellen Phänomene, der Geschichte der Skulptur, der Vermittlung über den Film oder das Video und der Beziehungen zur Kultur und Infrastruktur der Kunst beleuchtet.
Die vergängliche Installation baut auf einem architektonisch strukturiertem Weg auf. Sie ist mit physikalischen Prinzipien (statisches Gleichgewicht, Gewicht usw.) und chemischen Produkten ausgerüstet, die darauf warten, durch Kombination erschüttert bzw. entzündet zu werden. Auch die Eigenschaften von Luft (Luftballons, die man zum Zerplatzen bringt), Wasser (Behälter, die man umkippt) und von Feuer (angezündete Kerzen) spielen eine Rolle. Die räumliche und zeitliche Koordinierung ist präzise und intelligent, so dass das Verdrehen eines in einer gewissen Höhe befestigten Müllbeutels den ersten Impuls für eine Abfolge spielerischer Katastrophen gibt (das Herunterfallen von Objekten, das Verspritzen von Flüssigkeit usw.) Die Ursachen und Folgen dieses Chaos, der Verlauf und die Materialien werden gezeigt und faszinieren den Zuschauer. Diese explizite Konstruktion unterstreicht eine wissenschaftliche Sichtweise der Welt und erzeugt die Metapher einer erforschten Welt.
Durch die Verfahren und die verwendeten Materialien ist die Installation die Synthese zahlreicher skulpturaler Konzepte des 20. Jahrhunderts: die Suspension (der Konstruktivismus), die Assemblage (Skulpturen der Jahre 1945 bis 1950, die Bewegung (kinetische Kunst), die Akkumulation und wiederverwertete Materialien (Neuer Realismus und Pop Art), die Vorstellung einer der Materie anhaftenden eigenen Energie (Carl Andre) und das Einbeziehen eines banalen und alltäglichen Gegenstands in das Kunstwerk (Marcel Duchamp).
Über den Weg des Films wird die Realität der Installation nicht wieder hergestellt. Dieser Weg unterscheidet sich von der unmittelbaren Wahrnehmung der Tatsache. Der Lauf der Dinge im Bereich der Erkenntnis und in einer Gesellschaft der Massenkommunikation impliziert Beziehungen zu vermittelnden Artefakten. Die postmoderne Sichtweise des Kunstwerks beinhaltet Überlegungen zu einem vergänglichen Phänomen in der Kultur und einem Kunstwerk in der Infrastruktur der Kunst.
Thérèse Beyler