La Démonstration du Chapeau-Vie dans la salle d'art précolombien, 1995
PAL, Ton, Farbe
In La Démonstration du Chapeau-Vie dans la salle d'art précolombien wird ein Element gezeigt, das im Schaffen von Marie-Ange Guilleminot ständig wiederkehrt, der "Chapeau-Vie", der Lebenshut.
Aufrecht auf einem Sockel stehend und von präkolumbischen Statuen umgeben, erklärt Marie-Ange Guilleminot, in einen hautfarbenen Body gekleidet, wie ihr Lebenshut zu benutzen ist. Die Inszenierung ist nüchtern, mit feststehender, breiter Einstellung.
Sie hält ihren abgeflachten aufgerollten Lebenshut in Nabelhöhe. Sie bewegt ihn langsam mit präzisen, bedächtigen Bewegungen, und macht nach jeder Funktion eine kurze Pause. Erst wird er Hut, dann Mütze. Sie rollt ihn vorsichtig weiter auf, bis er auf den Boden fällt, um daraus ein Kleid zu machen. Sie setzt sich auf den Sockel und streckt aus unsichtbaren Öffnungen ihre Arme heraus. Sie wiederholt den Bewegungsablauf in umgekehrter Reihenfolge, bis sie wieder aufrecht steht. Sie rollt den Lebenshut wieder zusammen und hält ihn wieder in Nabelhöhe vor sich.
Schnell kommt es zur Mimikry zwischen ihren feierlichen Gesten und der Position der präkolumbischen Statuen. Die Vorführung an diesem Ort erinnert an ein Ritual, dessen Funktion vergessen wurde.
Der Lebenshut entstand 1995: "Anfangs hatte ich den Lebenshut für Hans-Ulrich Obrist entworfen, der mir anvertraut hatte, dass er sich ständig den Kopf anstößt. Ich schlug ihm vor, einen Hut zu entwerfen, der ihn schützt. Er erwog, ihn sein ganzes Leben lang zu tragen."1
Die ursprüngliche Idee Marie-Ange Guilleminots war, dass ihr Hut verschiedene Formen annehmen sollte, je nach dem, als was er benutzt wird: als Hut, Kleid, Schlafsack oder Leichentuch.
"Der Lebenshut ist für Mann und Frau, es gibt ihn nur in einer Größe. Er passt sich an alle Körper an. Man trägt ihn in jedem Alter und in jeder Situation. […]. Denken Sie sich selbst seine Form aus, und überlegen sie, welche Funktionen er haben könnte, je nach dem, was Sie brauchen […]."2
Inzwischen benutzte Marie-Ange Guilleminot wiederholt den Lebenshut bei Performances, in der Galerie PS1 in New York oder in Videos, wie 1995 in Venedig auf der Biennale und in Ramat Gan in Israel, wo sie auf dem Dach eines Gebäudes eine Vorführung zeigt.
Indem sie sich erhöht, auf einem Sockel im Saal für präkolumbische Kunst, oder auf einem Dach, betont sie den plastischen Aspekt ihres Auftritts, und spielt die Rolle einer lebendigen Statue oder einer Priesterin einer unbekannten Kultur.
Die von ihr aufgezwungene Entfernung wirkt als Schutz : die von ihr entworfenen Objekte können dem Alltag angehören, wie bei CaurisTM (Nylonstrumpfhose, die in einen Rucksack verwandelt wurde), ihre Inszenierung jedoch ist wie ein Ritual kodiert.
"Ich hatte versucht, dem Atelier zu entkommen, indem ich einen Hut entwarf, der zum einen eine Plastik und zum anderen mein Arbeits- und Darstellungsinstrument ist."3
Die von Marie-Ange Guilleminot geschaffenen Objekte bekommen erst einen Sinn, wen sie von ihr oder anderen verwendet werden. Ihre weichen Formen gibt es nur, wenn sie geknetet werden, wie in ihrem Video Mes poupées.
Laetitia Rouiller
1. Katalog der Biennale von Lyon, 1995.
2. Präsentationsbroschüre von "Chapeau-Vie".
3. Interview mit Philippe Régnier in Journal des Arts, März 2000.