Mes vingt minutes préférées, 1993
PAL, stumm, Farbe
Nahaufnahme: im Bild, die Mitte einer grau-blauen Quarzuhr mit einem orangefarbenen, leicht versetzen Ring. Die Lieblingsminuten von Claude Closky vergehen.
Eine Minute von 1:01
Eine Minute von 1:11
Eine Minute von 1:23
Eine Minute von 2:02
Eine Minute von 2:22
Eine Minute von 3:03
Eine Minute von 3:21
Eine Minute von 3:33
Eine Minute von 4:04
Eine Minute von 4:44
Eine Minute von 5:05
Eine Minute von 5:55
Eine Minute von 6:06
Eine Minute von 7:07
Eine Minute von 8:08
Eine Minute von 9:09
Eine Minute von 10:10
Eine Minute von 11:11
Eine Minute von 12:12
Eine Minute von 12:34
Die Klebestellen zwischen den Minuten sind praktisch nicht wahrzunehmen und nur mühsam erkennt man das sich auf dem Zifferblatt bewegende Logo eines Tauchers, der die Wasserdichtheit der Uhr symbolisiert. Die Minuten vergehen. Man stellt sich die Frage, warum gerade diese Minuten ausgewählt wurden. Willkür? Eine bestimmte Reihenfolge? Eine geheimnisvolle Zahlenfolge in Form eines Spiels, dessen Regeln in Claude Closkys Subjektivität Form annahmen. "Mit ihm wird die Zeit wirklich zu einer beliebigen Zeit, zu einer Zeit, die weder historisch, anekdotisch, bedeutungstragend noch bedeutungslos ist. Eine Zeit frei von jeglicher Eschatologie…" 1 In dieser auf dem Bildschirm vergehenden, ganz besonderen Zeit entdeckt der Zuschauer schließlich eine gewisse Harmonie: eine logische Abfolge, Symmetrie und Wiederholung von Zahlen. Im Innern dieser bedeutungslosen Formen werden die Zeichen des Schicksals, die glücklichen Zufälle gejagt.
Die Wahrnehmung einer ungewöhnlichen Zeit, in der man sich nicht mehr orientieren kann. In einer Gesellschaft, die mehr und mehr von Dauer, Geschwindigkeit, Eroberung und Genauigkeit von Zeit, Stunde, Minute, Sekunde, Zehntel usw. besessenen ist, konfrontiert uns Claude Closky Claude mit einer persönlichen Zeit, seiner eigenen Zeit nämlich. Zwar dauert jede Minute eine Minute, doch da die Reihenfolge der Minuten nicht vorauszusehen ist, kann man unmöglich wissen, wie lange man sich diese Minuten schon betrachtet. Die Minutenfolge des Künstlers bringt unsere Wahrnehmung durcheinander und veranlasst uns dazu, uns von der chronologischen Zeitvorstellung, die unseren Alltag bestimmt, zu lösen. Claude Closkys Zeit ist eine Zeit, die lediglich konsumiert werden will. Eine Zeit, die auf sich selbst verweist. Eine Abfolge von Momenten, die einzigartig den Gemeinplatz "Die Dinge brauchen Ihre Zeit " ["Laisser du temps au temps"] veranschaulicht. Auf die Zeit wird in Closkys Werken immer wieder Bezug genommen. Mittels Collagen, in denen er die Werbung verwendet, die auf den in Zeitschriften abgebildeten Uhren zu sehen ist, macht er deutlich, welche Zeit ideal für die Werbung ist (10.10 Uhr) und gibt auf der Seite mit der Füllfederhalteruhr manchmal 10.11 Uhr, manchmal 10.09 Uhr, meistens aber 10.10 Uhr an. Der Künstler ist der Herausgeber einer CD-ROM und der Verfasser einer Internetsite, auf der ein Uhrensystem auf Dezimalbasis angeboten wird.2.
Dominique Garrigues
1 O. Zahm, Ausstellungsbroschüre De 1 à Z la philosophie de Claude Closky, FRAC Franche-Comté, 1994.
2 12 h = 10 h ; www.fraclr.org/closky/closky/index.htm