Maso et Miso vont en bateau, 1976

55', Betacam numérique PAL, noir et blanc, son


Produktion: Les muses s’amusent, Frankreich
Regie: Carole Roussopoulos, Delphine Seyrig, Ioana Wieder, Nadja Ringart


Humoristische Raubkopie einer Sendung von Bernard Pivot mit Françoise Giroud als Gast.



Anlässlich des internationalen Jahres der Frau 1975, lädt Bernard Pivot die Staatssekretärin für Frauenfragen, Françoise Giroud ein, in der Sendung „Das Jahr der Frau, ouf! Es ist zu Ende“ das Jahr zu kommentieren. Das Prinzip der Sendung von Pivot ist einfach. Zuerst werden Interviews mit Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben gezeigt: José Arthur, Radiojournalist; Marcel Julian, Fernsehdirektor; Pierre Belemarre, Journalist; Jaques Martin, Fernsehmoderator; Marc Féraud, Modemacher; Marc Linski, Segler; Alexandre Sanguinetti, Präsident der Abgeordnetenkammer; oder noch Christian Guy, Gastronomiekritiker. Danach fordert Pivot Françoise Giroud auf, die Aussagen zu kommentieren. Sie gibt sich halb mondän, um eine gute Figur abzugeben, und versucht, mit humoristischen Einlagen den Fragen auszuweichen.
Auf diese Weise hört man, wie Françoise Giroud einem erstaunten Bernard Pivot sagt: „Ja, die Frauen führen sich auf wie Verfolgte“. Françoise Giroud lacht und fügt hinzu „Wissen sie, es gibt Frauen, die das Frauenfeindliche lieben“.
Am Ende der Sendung bittet Bernard Pivot Françoise Giroud um ein letztes Wort. Diese zögert und sucht nach Worten: „ Wie sagt man gleich noch...“ und dann erklärt sie stolz „ Der Kampf geht weiter, Kameraden“.
Nachdem sie sich den Beitrag angesehen und aufgezeichnet haben, beschliessen die „Insoumuses“, eine Gruppe von Feministinnen, daraus eine Videoparodie mit dem Recht auf Gegendarstellung zu machen. Als Kontrapunkt führen „Les Insoumuses“ die Schilder der Demonstration vom 8. März 1975 gegen das von der UNO eingeführte Frauenjahr an: “ Menü UNO, 1974 Hunger, 1975 Frau, 1976 Käse oder Dessert“. Sie reagieren direkt auf die Bilder und Äusserungen, indem sie ihre Kommentare, ihren Humor und ihre Lieder integrieren, als Antwort auf gewisse Passagen.
Die „Insoumuses“ kontern den Antworten der Ministerin und der Gäste der Sendung mit scharfem Humor. Die meisten der frauenfeindlichen Männer hat Bernard Pivot ausgewählt.
Wie die „Insoumuses“ am Ende des Films bekannt geben, ist es nicht Françoise Giroud als Person die sie interessiert, sondern Françoise Giroud als Repräsentantin der Regierung, das heisst hier des Ministeriums, was sich um die Frauenrechte kümmert. Die Kapitel mit ironischen Titeln fassen die Aussage des Films zusammen: “Kapitel 10, wo Maso zu navigieren lernt, oder die Galeere“. Dann: “MLF versteckt sich hinter Pivot“ oder „Wenn Maso ins Wasser fällt“. Ab und zu applaudieren die vier „Insoumuses“ mit Ironie ihrer Ministerin.
Um die Sendung abzuschiessen hat Bernard Pivot das Lied von Jean Ferrat „ Die Frau ist die Zukunft des Mannes“ ausgewählt. Die „Insoumuses“ veruntreuen den ursprünglichen Text und doubeln den Sänger mit einer Frauenstimme, welche die Ausbeutung der Frauen denunziert.
Der Abspann ist eine Erklärung der „Insoumuses“, die besagt, „dass keine Ministerin im Rahmen einer patriarchalischen Regierung die anderen Frauen repräsentieren kann. Sie können nur die Stellung der Frauen verkörpern, und dabei zwischen dem Wunsch zu gefallen (Feminisierung: Maso) und dem Wunsch Macht zu erlangen (Vermännlichung: Miso) schwanken“. Der letzte Satz dieser Deklaration beschreibt genau die schöpferische und politische Hgehensweise, welche die „Insoumuses“ mit verheerendem Humor betreiben: „Kein Fernsehbild ist in der Lage, uns zu verkörpern, nur mit dem Video können wir uns erzählen“.

Nicole Fernandez Ferrer