Das Happening ist eine evolutive Aktion, die von Personen durchgeführt wird, die in einer bestimmten Umwelt agieren. Trotzdem vorher eine Leitlinie festgelegt wurde, bleibt beimHappening ein großer Freiraum, wobei die Reaktionen der Zuschauer auf die laufende Handlung einwirken können. Man sollte nicht versuchen, das Happening mit dem Theater gleichzustellen. Es unterscheidet sich von diesem durch die Wahl der Orte, der Teilnehmer und durch sein Postulat der Ungewißheit. Man beobachtet dagegen eine Ähnlichkeit zwischen Happening und Bildender Kunst. Im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts sprengen die Praktiken in der Malerei und der skulpturalen Kunst den herkömmlichen zweidimensionalen und später dreidimensionalen Rahmen und verwandeln sich mehr und mehr zu Assemblagen. Diese werden in Environments gezeigt und später mit der Einführung von Personen zu Happenings. Das Happening ist das Ergebnis der Suche nach einer immer direkteren Beziehung zwischen Künstler und Publikum, zwischen Kunst und Leben, und der Weigerung, diese Kunstwerke für den Markt freizugeben. In Japan wird im Jahre 1955 die Gruppe Gutaï durch ihre aufsehenerregenden Aktionen bekannt, die z.B. darin bestehen, sich einen Weg durch eine Aneinanderreihung von Papierbildschirmen zu bahnen, wobei diese nach und nach zerrissen werden. Die Gruppe besteht aus neun Mitgliedern, darunter Murakami Saburo, Kudo Tetsumi und Shiraga Kazvo. Gleichzeitig taucht das Happening auch in den Vereinigten Staaten auf. 1952 führt John Cage, der damals am Black Mountain College unterrichtet, ein Event auf, bei dem an ein und demselben Ort die Kunstwerke von Robert Rauschenberg, ein Ballett von Merce Cunnigham, ein Gedicht von Charles Olsen und die Musik von David Tudor vorgestellt wurden. Auf Initiative Allan Kaprows hin dehnt sich das Happening auf die gesamte Kunstwelt aus. 1959 organisiert er in der Reuben Gallery in New York 18 Happenings in sechs Teilen. 1960 zeigt Jean-Jacques Lebel "Enterrement d'une chose". Die repräsentativsten Künstler sind George Brecht, Dick Higgins, George Maciunas, Robert Whitman, Red Grooms, Ben Vautier, Jean-Jacques Lebel, Joseph Beuys und Wolf Vostell, sowie die Wiener Künstler Hermann Nitsch, Günter Brus und Rudolf Schwarzkogler. Das Happening nimmt oft die Form politischer (Beuys) oder soziologischer Gesten (Ben, Vostell) an, manchmal aber auch eine poetische oder spielerische Form (Kaprow, Oldenburg). Mit den unterschiedlichen Konzepten sind zahlreiche Begiffe verbunden, die Ableitungen des Happenings bezeichnen: Event bzw. Ereignis - eine kurze und harmlose Aktion - für Brecht, Konzert für den Fluxus, Performance für Oldenburg und Aktion für Beuys. Gegen Ende der
sechziger Jahre tauchen zwei große Richtungen auf: die Performance, die strukturierter und manchmal narrativer ist, und das Publikum oft in seine Rolle als Zuschauer zurückverweist.; und die Körperkunst (Body Art), bei der der Körper des Künstlers zum Medium wird.
Bibliographie: Giovanni Lista, La Scène moderne, Paris, Verl. Carré/Actes Sud, 1997. François
Pluchart, "Happening", Encyclopaedia Universalis (corpus 11), Paris, 1996. Jean-Jacques Lebel, Le Happening, Paris, Denoël, 1966. Catalogue d'exposition Hors Limites: l'art et la vie 1952-1994, Paris, Centre Georges Pompidou, 1994. Jurgen Beckek, Wolf Vostell, Happening: Fluxus, Pop Art, Nouveau Réalisme: Eine Dokumentation, Hamburg, Rowohlt Verlag, 1965.