Tragbares
1/2-Zoll-Videogerât
Anfang der siebziger Jahre werden in Japan eine Reihe von
tragbaren Videogeräten verkauft, die aus einem
½"-Viderecorder und einer Schwarz/Weiß-Kamera
bestanden. Die Videogeräte, die man bisher auf dem Markt
bekam, waren schwer, teuer und nahmen viel Platz weg. Man
benötigte für sie einen 2-Zoll-Film. Sie wurden vor
allem in den Fernsehstudios verwendet. Das tragbare Video
dagegen bot die Möglichkeit, die Bilder problemlos
aufzuzeichnen und sie sofort zu senden. Der Videorecorder
schien eine Alternative zur Hegemonie des Fernsehen zu
sein: in den Kreisen politischer Aktivisten bediente man
sich des Geräts mit Vorliebe und die Organisatoren
kultureller Veranstaltungen gehörten zu den ersten, die
ein solches Gerät benutzten. Paul Virilio
Paul Virilio wurde 1932 in Paris geboren. Er besucht die
Kunsthandwerksschule 'Ecole des Métiers d'art" in
Paris, um Glasermeister zu werden. Er arbeitet zusammen
mit Braque in Varengeville und unter der Leitung von
Matisse in Saint-Paul-de-Vence. Gleichzeitig studiert er
bei Vladimir Jankélévitch, Jean Wahl und Raymond Aron
an der Sorbonne, und begeistert sich für die Psychologie
der Form und der Architektur, der Fotografie und des
Films. 1963 gründet er zusammen mit Claude Parent die
Gruppe "Architecture Principe", was zum Bau der
Kirche Sainte-Bernadette in Nevers führt (1963-66). Er
wird 1975 Direktor der Architekturhochschule in Paris, wo
er zuvor unterrichtete. Im gleichen Jahr stellt Paul
Virilio Fotos seine Werke über Bunker aus (Bunker
archeologie). Gegen Ende der siebziger Jahre
arbeitet er mit Alain Joxe an der Hochschule für
Sozialwissenschaften in der Gruppe für Abwehrsoziologie.
Er führt zusammen mit Georges Perec für den
Galilée-Verlag die Reihe "Espace critique"
ein. Er wirkt bei den Zeitschriften Esprit, Cause
commune, Critique und Traverses
mit. 1979 gründet er mit Felix Guattari "Radio
Tomate". Sein kritisches Schaffen handelt von
den kulturellen Auswirkungen der Beschleunigung der
Weltzeit, von der derzeitigen technologischen Revolution,
vom Internet bis zum Multimediasystem, von der
Haustechnik über die Fernüberwachung bis zu den
medizinischen Techniken oder dem Cybersex. Als Philosoph
der Technik und der Geschwindigkeit, der Zersplitterung
der Territorien, des Unfalls, der Information und ihrer
Mediatisierung, kündigt er das Verschwinden des Raums
zugunsten eines Bürgerterminals in einer virtuellen
Stadt an, und prangert den Wandel der Darstellungen und
die Präsenz in Echtzeit an, die den tatsächlichen Raum
ersetzt.
Bibliographie: Bunker archéologie,
Paris, Centre Georges Pompidou, 1975. Vitesse et
politique, Paris, Verl. Galilée, 1977. Défense
populaire et luttes écologiques, Paris, Verl.
Galilée, 1978. L'Horizon négatif, Paris, Verl.
Galilée, 1984. L'Espace critique, Paris, Verl.
Christian Bourgois, 1984. Logistique de la perception
- Guerre et cinéma I, Paris, Éd. de l'Etoile,
1984. La Machine de vision, Paris, Verl.
Galilée, 1988. Esthétique de la disparition,
Paris, Verl. Galilée, 1989. L'Inertie polaire,
Paris, Verl. Christian Bourgois, 1990. L'Ecran du
désert, Paris, Verl. Galilée, 1991. L'Insécurité
du territoire, Paris, Verl. Galilée, 1993. L'Art
du moteur, Paris, Verl. Galilée, 1993. La
Vitesse de libération, Paris, Verl. Galilée, 1995.
Un paysage d"événements, Paris, Verl.
Galilée, 1996. Cybermonde, la politique du pire,
Paris, Verl. Textuel, 1996. La Bombe informatique,
Paris, Verl. Galilée, 1998.
|